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Geschichte der Hospizbewegung (allgemein)
Seit gut 30 Jahren engagieren sich in Deutschland Menschen, um schwerkranken und sterbenden Menschen in ihrer letzten Lebensphase beizustehen und diese Zeit so zu gestalten, dass der sterbende Mensch mit seinen körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen und Wünschen im Mittelpunkt aller Überlegungen und Bemühungen steht. In den Anfängen der Hospizbewegung – Zeiten großer Bewunderung für die Möglichkeiten der modernen Medizin – richten zunächst Einzelne ihren Blick auf die Einsamkeit sterbender Menschen, die Belastung ihrer Angehörigen und die Hilflosigkeit der Ärzte und Pflegekräfte. Engagierte Menschen, die zumeist selbst erfahren haben, dass es für Tod und Sterben keinen angemessenen Platz in der Gesellschaft gibt, finden sich in kleinen Gruppen zusammen, deren Anliegen es ist, Menschlichkeit, Anteilnahme und Solidarität mit sterbenden Menschen und ihren Angehörigen zu zeigen und dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Hospizbewegung und ihre Ausbreitung ist dem beeindruckenden ehrenamtlichen Einsatz vieler Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft zu verdanken.
Der Boden für dieses Anliegen war bereits von zwei Pionierinnen der modernen Hospizbewegung bereitet worden. In England eröffnet Cicely Saunders (1918-2005), Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin, 1967 das „St. Christophers Hospice“, das weltweit als Modell für die weitere Hospizarbeit gilt. Dieses Hospiz steht ganz in der christlichen Tradition, Pilgern auf ihren beschwerlichen Reisen eine gastfreundliche Aufnahme sowie Schutz und Stärkung zu bieten. Etwa zeitgleich veröffentlicht die Schweizer Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross (1926-2004) in Amerika ihre „Interviews mit Sterbenden“ (1969). Ihr Verdienst ist es, das Thema Tod und Sterben in die Öffentlichkeit zu bringen und für diese Zeit im Leben eines Menschen Interesse zu wecken und Gewicht zu verleihen.
Trotz anfänglicher Skepsis werden in Deutschland 1983 die erste Palliativstation in Köln und 1986 das erste stationäre Hospiz in Aachen eröffnet. Es entwickeln sich, ausgehend von der Arbeitsgruppe „Zu Hause Sterben“ von Prof. Christoph Student in Hannover, Initiativen im ambulanten Bereich, denn die meisten Menschen wünschen sich, in vertrauter Umgebung - in der Regel zu Hause - die letzte Zeit ihres Lebens zu verbringen. Die evangelische und katholische Kirche sprechen mit der gemeinsamen Erklärung „Gott ist ein Freund des Lebens“ (1989) der Hospizbewegung ihre Anerkennung aus und tragen wesentlich zur Weiterentwicklung und zum Ausbau der Hospizarbeit bei.
Mittlerweile findet die Hospizidee in vielfältigen Formen ihren Ausdruck: stationäre Hospize und Palliativstationen, teilstationäre Einrichtungen, ambulante Hospizdienste in verschiedensten Formen, Kinderhospize und Hospizarbeit in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens wie Krankenhäusern, Altenpflegeheimen, ambulanten Pflegediensten und Behinderteneinrichtungen und andere. Sie alle leisten ihren Beitrag, dass Menschen gut umsorgt bei bestmöglicher Linderung aller belastenden Beschwerden ihr Leben beschließen können.
Gesellschafts- und sozialpolitisch ist viel erreicht worden. Ambulante und stationäre Hospizarbeit fanden Eingang in die Sozialgesetzgebung, wodurch viele schwerkranke Menschen wirksam Unterstützung finden. Ein neuer Umgang mit Sterben und Tod, der sich in Respekt und Achtung vor dieser letzten Lebensphase äußert, ist von weiten Teilen der Bevölkerung dankbar aufgenommen und umgesetzt worden. Dies hat bereits in vielen Einrichtungen des Gesundheitswesens zu einem hilfreicheren Umgang mit sterbenden Menschen geführt. Die Basis der Hospizbewegung ist und bleibt das bürgerschaftliche Engagement, das durch hauptamtliche Mitarbeiterinnen ergänzt und unterstützt wird.
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. fungiert als Dachverband für 1.100 Hospizvereine und Palliativeinrichtungen in denen sich mehr als 100.000 Menschen ehrenamtlich und hauptberuflich engagieren und die Hospizidee „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“ umsetzen und weiter verbreiten.