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Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz
Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten und ihre Angehörigen dabei zu unterstützen, ist eine zutiefst christliche Aufgabe. Um diese Aufgabe zu erfüllen haben das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Caritasverband für die Diözese Speyer e. V. am 5. August 1991 in Speyer die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Hospiz gegründet.
Voraus ging im Juni 1990 ein Gespräch des Vorsitzenden der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand e. V. (IGSL), Dr. Paul Becker, mit Bischof Dr. Anton Schlembach, der bei einer Fastenpredigt über die Krankensalbung auch über die Hospizhilfe sprach. Der Bischof verwies Dr. Becker an den Caritasverband, wo er die Hospizinitiative der IGSL vorstellte. Den direkten Anstoß zur Hospizinitiative im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Diözese Speyer gab die Tagung „Hospizbewegung in Deutschland“ im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen vom 31. August bis 2. September 1990 unter der Leitung von Heinz Hinse. Drei Tage lang stellten verschiedene Hospizinitiativen aus ganz Deutschland ihre Konzepte vor, ambulant und stationär. Besonders beeindruckend war das Konzept des Christophorus-Hospizvereins in München, das Konzept einer ambulanten Hospizhilfe für die Stadt München.
Anfang Januar 1991 reifte dann der Entschluss heran, auch in unserem Bereich eine ambulante Hospizhilfe aufzubauen auf ökumenischer Basis, gemeinsam getragen vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche der Pfalz und vom Caritasverband für die Diözese Speyer, unterstützt durch das Heinrich-Pesch-Haus in der Person von Heinz Hinse. Im Februar 1991 wurden 1.500 Einladungen verschickt für zwei Informationstage am 4. Mai 1991 in Ludwigshafen und am 25. Mai 1991 in Kaiserslautern. Ziel der beiden Informationstage war es, die Hospizhilfe vorzustellen und Frauen und Männer zu gewinnen, nach entsprechender Vorbereitung als ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter tätig zu werden. Das Echo auf die Einladungen war überwältigend. An beiden Informationstagen nahmen jeweils 100 Frauen und Männer teil. Christel Orth, eine Pfälzerin aus der Nordpfalz, vom Christophorus-Hospizverein München informierte an beiden Tagen ausführlich über die ambulante Hospizarbeit in München. Nach Gründung der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Hospiz wurden am 17. und 18. Juni 1991 die Leiterinnen und Leiter der Ökumenischen Sozialstationen über den Aufbau einer ambulanten Hospizhilfe informiert, etwas später auch die Leiterinnen und Leiter der evangelischen und katholischen Altenheime.
Die erste Aufgabe der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Hospiz war die Entwicklung eines Schulungs- und Einsatzkonzeptes für die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter. In Grund- und Aufbauseminaren sollten sie auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Der spätere Einsatz sollte in Verbindung mit einer Sozialstation oder in einem Altenheim sein. Das endgültige Konzept wurde am 21. August 1991 erarbeitet und von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft umgesetzt.
Am 22. März 1993 hatten die ersten Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter Grund- und Aufbauseminar abgeschlossen und es wurden ihnen im Rahmen einer Feierstunde im Diakoniezentrum Bethesda in Landau die Urkunden überreicht. Es waren 19 Frauen und Männer, die sich auf die Aufgabe vorbereitet hatten, als ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter sterbende Menschen in der letzten Phase ihres Lebens zu begleiten. Derzeit sind rund 550 ausgebildete ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter in der Pfalz/Saarpfalz in Begleitungen tätig.
Die ersten Hospizgruppen entstanden in Landau, Ludwigshafen, Speyer, Zweibrücken und Kaiserslautern. Seit 1995 werden Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter geschult. Mindestens einmal im Jahr treffen sich die ausgebildeten Ehrenamtlichen zum Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung.
1995 wurde in Mainz die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hospiz Rheinland-Pfalz (dem heutigen Hospiz- und PalliativVerband Rheinland Pfalz) gegründet mit Dr. Martin Weber an der Spitze, die zu einem wichtigen Ansprech- und Verhandlungspartner für die Landesregierung wurde. Dank der Initiative der LAG Hospiz unterstützt das Land die Ambulante Hospizhilfe auch bis heute finanziell. Im Jahr 2000 kam es zusätzlich zur Gründung der LAG Hospiz im Saarland.
1997 erfuhr die ambulante Hospizarbeit einen entscheidenden Entwicklungsschub durch die Vereinbarung der AOK Rheinland-Pfalz mit der LAG Hospiz zur Förderung der hauptamtlichen Hospizarbeit. Die 2001 mit der Verpflichtung der gesetzlichen Krankenkassen, die ambulante Hospizhilfe finanziell zu fördern im §39a, Absatz 2 eine gesetzliche Verankerung im Sozialgesetzbuch (SGB) V fand.
Da die AOK Rheinland-Pfalz nur 40% der Personalkosten einer Palliativ-Care-Krankenschwester finanzierte, mussten weitere Partner gesucht werden, die bereit waren, Anstellungsträger der Schwestern zu werden und die restlichen 60% der Personalkosten sowie die Sachkosten zu finanzieren. Katholische und evangelische Träger waren dazu bereit und haben zusammen mit dem Diakonischen Werk und dem Caritasverband 13 regionale Ambulante Hospizdienste in Ludwigshafen, Frankenthal, Schifferstadt, Speyer, Germersheim, Landau, Zweibrücken, Kaiserslautern, Neustadt, Bad Dürkheim, Kirchheimbolanden, Kusel und Homburg aufgebaut. Somit ist die Ökumenische Ambulante Hospizhilfe flächendeckend im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Diözese Speyer, die gebietsgleich sind, präsent.
Mit Stand 2017 sind in den 12 Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdiensten (AHBP) im Bereich Pfalz/Saarpfalz, wie die Ambulanten Hospizdienste jetzt genannt werden, 31 Hospizpflegefachkräfte in der Regel mit halber Stelle tätig, ebenso 12 Koordinierungsfachkräfte mit halber Stelle sowie rund 550 ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter, die sich in 31 regionalen Hospizgruppen regelmäßig treffen. Die 31 Hospizgruppen sind 12 AHBPs zugeordnet. Um der ehrenamtlichen Arbeit mehr Gewicht zu geben, wurde im Dezember 2004 in Kaiserslautern der Verein „Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz e. V.“ gegründet mit einem Beirat, in dem gewählte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Hospizhilfe ihre Erfahrungen, Wünsche und Anregungen einbringen.
Parallel zur Ambulanten Hospizhilfe entstanden 1996 das stationäre Hospiz Wilhelminenstift in Speyer in Trägerschaft des Ev. Diakonissenanstalt, das erste stationäre Hospiz in Rheinland-Pfalz, und 2005 das Stationäre Hospiz Elias in Ludwigshafen in Trägerschaft der St. Dominikus Kinder- und Krankenhaus GmbH. Erfreulicherweise gibt es in der Zwischenzeit etliche stationäre Einrichtungen und Palliativstationen mit denen wir eng zusammen arbeiten.
Als die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Hospiz am 5. August 1991 vom Diakonischen Werk Pfalz und vom Caritasverband für die Diözese Speyer e. V. gegründet wurde, konnte niemand ahnen, mit welcher Dynamik sich die Hospizinitiative entwickeln würde.
Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft für die Ökumenischen Hospizhilfe heute sind die Beratung, die Weiterentwicklung und die Sicherstellung des fachlichen Austauschs der Träger der ambulanten und stationären Hospizhilfe, der Fördervereine, der Hospizpflegefachkräfte und Koordinierungsfachkräfte sowie der Gruppenleitungen. Das jährliche Hospizbegleitertreffen mit interessanten Themen ist inzwischen zum festen Bestand geworden.